Die erste offene Halle für das Lichtschwert war ein voller Erfolg. Die Sorge, den Tag nur mit Olaf zubringen zu müssen, war völlig unbegründet 🙂
Alle, die zugesagt haben, waren auch da. Ebenso gab es keine Nachfragen oder Verwirrung, worum es geht oder was das Ziel der Veranstaltung ist. Geradezu erstaunlich heutzutage. Ich gehe mal davon aus, dass Lichtschwert Nerds dank der Macht besser zuhören und Texte lesen können 😀
So haben Olaf von der Cologne Lightsaber Combat Group und ich uns in Holgers heiligen Hallen von HEMA Köln getroffen und nervös auf das gewartet, was da wohl kommt.
Dass wir die offene Halle bei Holger veranstalten durften hatte im Nachhinein noch einige Vorteile, von denen ich vorher nichts geahnt habe. Zum einen hat Holger einen wunderschönen Raum mit teils rohen Backsteinen als Wände und tolle Stahlwaffen an diesen, was eine tolle Atmosphäre erzeugt. Ein Geräteraum, eine Küche und sogar eine Dusche – was will man mehr? Genau: seinen Fundus an Fechtmasken. So konnten auch diejenigen voll einsteigen, die selber noch gar keine eigene Ausrüstung hatten. Lichtschwerter kamen von Olaf und mir, Masken und Handschuhe von Holger. Eine wundervolle Kombination!
Offene Halle: Fechter verschiedener Waffenarten und Schulen kommen zusammen um sich freundschaftlich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.
Die inhaltliche Vorbildung der Teilnehmer hat sich über ein sehr breites Feld erstreckt: einige hatten schon Erfahrung mit dem Lichtschwert, aber nur im Bereich Showkampf. Andere hatten Erfahrungen mit Schwertkampf allgemein und die dritte Gruppe keines von beiden. Aufgrund dieser breiten Streuung haben Olaf und ich uns entschieden, zum Anfang erstmal einen sehr schnellen Grundkurs in unserem Fechtsystem und zu den generellen Regeln zu veranstalten, damit alle auf ähnlichem Level starten. Denn auch, wer bereits Schwertkampferfahrung hat muss feststellen, dass eine andere Waffe andere Bedingungen schafft.
Der Ablauf
Zum Ablauf hatten wir nicht wirklich genaue Vorstellungen, da wir weder die Teilnehmer noch deren Vorbildung oder Erwartungen kannten. Deshalb haben wir den Tag im Sitzkreis begonnen, uns einander vorgestellt und die Erwartungen abgefragt. Wie befürchtet erwarten alle Spaß, aber niemand etwas wirklich konkret sportliches. Also haben Olaf und ich einen schnellen Grundkurs zusammengeschmissen und so aus dem Tag doch einen halben Workshop gemacht. Ich meine, das war so ganz sinnvoll und ist auch gut angekommen.
Nach dem Grundkurs (Fußarbeit, Schläge, Paraden) und dem Regelwerk war klar, dass die Teilnehmer heiß aufs Fechten sind und haben mit Partnerübungen weitergemacht. So bekommt jeder ein Gefühl für die Waffe und ein besseres Verständnis dafür, wie Schläge und Paraden funktionieren.
Das ist auch alles gut und schön, aber man will das frisch erlernte ja auch frei und kreativ anwenden und ausprobieren.
Der Kreis der Schande
Um die Teilnehmer auf geistig bei der Sache zu halten, sind wir dann bald in den Kreis der Schande gegangen. Die Teilnehmer sitzen im Kreis und formen so eine Arena, in der zwei zufällig ausgewählte Kämpfer eine kleine Runde fechten. Der Sinn der Übung für die sitzenden Teilnehmer ist es, sich alle Techniken und Regeln nochmals ins Gedächtnis zu rufen und damit aktiv den Kampf zu beobachten. Nach dem Kampf geht es in der Runde rum mit Feedback: Was ist aufgefallen, was war gut oder nicht so gut. Besonderheiten im Stil, Verwandschaft oder Unterschiede zu den Techniken, die man kennt.
Mir ist besonders aufgefallen, dass die Fechter mit der Zeit und zunehmender Erschöpfung zusehends in die ihnen bekannten Fechtsysteme zurückgefallen sind. Bologneser Seitschwert, Säbelfechten und chinesisches Schwert waren zu erkennen. Eine tolle Sache, zu beobachten, was es dort für Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt und wie man alles unter dem Dach eines neuen Regelwerkes vereinen kann.
Freies Fechten
Nach dieser Übung sind wir ins freie Fechten gegangen. Ab diesem Zeitpunkt haben Olaf und ich uns zugetraut, die Teilnehmer ausreichend einzuschätzen und so die Verletzungsgefahr zu minimieren. Diskussionsrunden zwischen den Einheiten haben unsere Erwartungen an die Teilnehmer verdeutlicht, was zu einem sehr zivilen und rücksichtsvollen Umgang miteinander geführt hat.
Ganz generell stelle ich fest, dass neue Lichtschwertfechter Probleme damit haben, die Kraft aus den Schlägen zu nehmen. Dies betrifft sowohl Fechter mit artfremder Erfahrung sowie Fechter komplett ohne Erfahrungen. Ganz besonders wird dies bei Leuten zum Problem, die sich mit Waffenkontrolle schwertun und fortwährend darauf beharren, das Lichtschwert wie eine Axt beim Holzmachen zu nutzen.
Eine gute Taktik in diesem Fall ist es, sich die schweren Fälle selbst als Trainingspartner zuzuteilen und entsprechend Feedback zu geben – verbal und nonverbal. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir es an diesem Tag wirklich geschafft haben, mit allen Teilnehmern eine Linie zu finden und ein allgemeines Verständnis für die Waffe im speziellen und Waffenkontrolle im allgemeinen zu vermitteln.
Tipps für neue Fechter
- Ein Lichtschwert braucht keine Kraft
Unsere Lichtschwerter sind Kunststoffröhren mit 2mm Wandstärke und ohne Masse. Jeder vernünftige Block hält den Schlag auf und das wars. Es macht keinen Sinn, da noch wie ein Stier zu drücken und irgendwas mit Kraft regeln zu wollen. - Gönnen Können
Wer im Gefecht hektisch wird und dadurch unkontrolliert, zu schnell und zu hart schlägt, verdirbt allen den Spaß. Wenn sich dein Trainingspartner den Treffer verdient hat, soll er ihn auch haben. Gewinne elegant durch Technik, nicht durch schnelles und hartes Kloppen. - Neues probieren
Lichtschwerter haben keine Jahrhundertealte Tradition der man folgen müsste. Wir entwickeln diesen Sport genau jetzt und hier, gemeinsam. Das bedeutet, lasst euch inspirieren und schaut bei anderen ab. Es lohnt sich und macht Spaß.
Discord
Um in Kontakt zu bleiben und gemeinsam den Sport weiterzuentwickeln haben wir uns entschlossen, einen Discord Server zu nutzen. Alle sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen und mit uns gemeinsam diesen wundervollen Sport zu formen und zu betreiben. Wie jeder Sport lebt auch dieser vom Mitmachen und drüber sprechen.